Schlagwortarchiv für: Ellen Dunne

Wolf Haas: Brennerova

Wolf Haas: Brennerova

Zusammenfassung:

Ob du es glaubst oder nicht. Zuerst wird der Brenner von einem Zehnjährigen bewusstlos geschlagen. Und dann versucht seine Freundin, ihn vor den Traualtar zu schleppen. Es läuft nämlich gerade ausgesprochen gut zwischen den beiden. Einziges Problem: Mit seiner anderen Freundin läuft es auch sehr gut. Da ist es für den Brenner ein Glück, dass noch eine dritte Frau in sein Leben tritt, indem sie verschwindet. Vermutlich ist sie von Mädchenhändlern entführt worden, und die Suche nach ihr hilft dem Detektiv bei der Lösung seiner privaten Probleme, sprich Flucht in die Arbeit. Denn nie kannst du besser über das Glück nachdenken, das ein Ehering bietet, als wenn der berüchtigtste Zuhälter der Stadt gerade dazu ansetzt, dir die Hände abzuhacken. (Klappentext auf der Seite von Hoffmann & Campe)

Meine Meinung:

Ach, der Herr Haas. Er ist und bleibt einer meiner liebsten Schriftsteller zwischen Burgenland und Vorarlberg. Ich kann mich kaum sattlesen an seinen ur-österreichischen und doch irgendwie universellen Beobachtungen, die er so mit verdeckt spitzer Zunge macht. Die Geschichte vom Brenner, der mal wieder unversehens in einen Fall von verschwundenen Russinnen, vertauschten abgehackten Händen und mongolischen Geiselnahmen stolpert, ist so schön haarsträubend absurd und getragen vom unnachahmlich intelligent-doofen Stil des Erzählers, da spielt es gar keine Rolle mehr, ob die Handlung irgendwie logisch oder löchrig ist. Es macht einfach Spaß! Und dass mir der Herr Haas dazu auch noch meine persönlichen Erinnerungen an den Josef Wenzel Hnatek selig ausgegraben hat – dafür allein hat sich die Lektüre schon gelohnt. Warnung nur an jene, die dem österreichischen Slang oder Lebensgefühl nichts abgewinnen können: lieber Finger weg!

Fazit:

Ein Lesevergnügen, das viel intelligenter ist als es tut. Da stören dann auch die vielen Ungereimtheiten in der Geschichte nicht mehr. Weil im Hintergrund.

IMG_20141024_095255

I Hear the Sirens in the Street, Adrian McKinty

Adrian McKinty: Die Sirenen von Belfast

Kurzzusammenfassung: 
Detective Inspector Seán Duffy ist ein katholischer Kriminalpolizist in den frühen 80ern in Belfast. Als wäre das allein nicht schon genug Ärger, taucht ein in einen Koffer gestopfter Torso eines amerikanischen Touristen auf. Erste Ermittlungserfolge verlaufen rasch im Sand, und es sieht nach einem weiteren ungeklärten Mordfall aus. Doch Inspector Duffy nimmt das nicht so schnell hin …

Meine Meinung:
Also von Natur aus bin ich ja kein Ermittler-Fangirl. Die erscheinen mir oft alle irgendwie gleich. Doch zwei Ausnahmen gibt es: Jackson Brodie aus den hervorragenden Romanen von Kate Atkinson. Und Seán Duffy aus Belfast. Dabei trinkt der natürlich wie ein Loch. Ist immer ein wenig zu sehr auf seinen Stil bedacht. Und auf die Frauen. Es sei denn, er ist mit ihnen in einer Beziehung. Da wird dann alles ganz schwierig und zum Scheitern verdammt. Aber Seán liest auch viel. Und hat immer eine Antwort, wenn sein Boss mal wieder beim Kreuzworträtsel hängt. Und er hat Rückgrat. Also gut, ich geb’s zu – ich bin ein Fangirl von Seán Duffy.
46520(1)

Und von Adrian McKinty’s Stil. Er beschreibt die fast schon erstickend düstere Atmosphäre im Belfast der 80er mit knappen, oft fast poetischen Worten, die für mich an Spannung jede Handlung übertreffen. Gut, ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich eine Anhängerin nordirischer Geschichten bin. Aber. So gut rübergebracht wie von McKinty sind sie selten. Außerdem mag ich den lakonischen, oft rabenschwarzen Humor, der trotz der so hoffnungslos tragischen Situation, in der sich die Stadt zu der damaligen Zeit befand, durchschlägt. Eben ganz Belfast.

Tja, und was ist nun mit dem Fall? Der steht, schon wie beim Vorgänger Der katholische Bulle (empfehle ich ebenfalls!) im Hintergrund der Atmosphäre. Trotzdem fand ich ihn interessant und war mir bis zum Schluss unsicher, wer denn nun und was denn nun. Und wie immer sind die Antworten in Duffys Fällen keine einfachen. Dafür begegnen wir „so nebenbei“ einer der großen Wirtschaftshoffnungen (und später Skandale) Belfasts – den DeLorean-Werken. „Zurück in die Zukunft“-Fans haben also auch was von der Lektüre.

Fazit:
I LOVE SEÀN DUFFY. Und seine Geschichten. Ich hoffe, ich begegne ihm noch oft.  Dicke Empfehlung für alle, die gerne stilistisch gute, atmosphärisch dichte und schwarzhumorige Stories von der Insel lesen.

Hinweis: Diese Rezension bezieht sich auf die englische Originalausgabe. Doch was man hört, soll die Übersetzung von Peter Torberg sehr gut sein.

I Hear the Sirens in the Street, Adrian McKinty

Christos Tsiolkas: The Slap – Nur eine Ohrfeige

Kurzzusammenfassung:

Ein sonniger Nachmittag in Melbournes Suburbia. Während der Gartenparty des erfolgreichen Mittelstands-Paares Hector und Aisha benimmt sich der 3jährige Hugo unmöglich – bis ihn Harry, der Cousin des Gastgebers, mit einer Ohrfeige diszipliniert. Zum Horror von Hugos Eltern. Der Roman verfolgt die anschließenden Ereignisse aus der Perspektive 8 anwesender Beteiligter und Beobachter. 

Christos

Meine Meinung:

Dieses Buch war Ende der 00er Jahre ein riesiger Hit im englischsprachigen Raum. Während die Folgen der Ohrfeige für den ungezogenen Hugo immer tiefere Gräben durch den anwesenden Familien- und Freundeskreis zieht, erhält der Leser tiefe Einblicke in das Seelenleben der acht Protagonisten. Und es ist wahrlich kein schöner Anblick. 

Denn in Tsolkias‘ Gesellschaftsroman strotzt es geradezu vor Betrug, Drogen, Sex und kaputten Beziehungen. Das australische Suburbia als Horrorladen der menschlichen Probleme.
Nach Anlaufschwierigkeiten über die ersten Seiten konnte ich das Buch tatsächlich kaum zur Seite legen, so sehr interessierte ich mich für die verschiedenen Charaktere und ihre Geschichten. Das zentrale Ereignis wirkt als Katalysator für versteckte Ressentiments zwischen Einwanderern und „Ur-Australiern“, zwischen gut situierter Mittelschicht und jenen am unteren Rand. Am Schluss bleibt der große Knall wie so oft im Leben aus; die Verlierer werden ausgestoßen, die Reihen der anderen schließen sich wieder. Die Vorstadt-Karawane zieht – geschwächt aber doch – weiter.
Was mir persönlich etwas unangenehm aufstieß war die durchgehend sehr vulgäre Ausdrucksweise rund ums Thema Sex, egal welche Perspektive. Vielleicht bin ich ja naiv-konservativ, aber das fand ich nicht nur unnötig, sondern auch aufgesetzt, denn die Perspektive war sehr nah an den Protagonisten gehalten, und dass vom Teenager über die distinguierte Ärztin bis hin zum griechischen Einwanderer-Opa alle von ‚cocks‘ und ‚tits‘ reden … naja. Darüber hinaus schien jede der Personen am laufenden Band mit Drogen zu tun zu haben, was für mich ebenfalls nach einer Weile unrealistisch wirkte.
Fazit: Wer sich für die australische Gesellschaft, zwiespältige moralische Themen und gute Charakterzeichnungen begeistern kann, ist mit „Nur eine Ohrfeige“ gut bedient. Ich fühlte mich gut doch mit Anspruch unterhalten.
Tipp für Leseunfreudige: Es gibt übrigens auch eine 8teilige Fernsehserie desselben Namens.
PS: Diese Rezension bezieht sich auf die englische Originalausgabe des Romans.

Jan Costin Wagner: Das Licht in einem dunklen Haus

Kurzzusammenfassung:
Turku, Finnland: Der verwitwete junge Polizist Kimmo Joentaa ist nach Jahren der Trauer wieder verliebt. In eine Frau, die kommt und geht wann sie will, und eines Tages einfach verschwindet. Außerdem ermittelt er in einem besonders mysteriösen Fall des Mordes an einer unbekannten Frau, die im Koma liegt, und deren Mörder Tränen an ihrem Bett hinterlassen hat …

Kurzleseprobe:
„Kimmo Joentaa lebte mit einer Frau ohne Namen in einem Herbst ohne Regen. Das Hoch wurde auf Magdalena getauft. Die Frau ließ sich Larissa nennen.“

Meine Meinung:
Wo fange ich nur an mit Jan Costin Wagner? Am Besten  damit, dass ich innerhalb von zwei Büchern ein schwärmender Fan von ihm geworden bin. Und das passiert mir beileibe nicht oft, zuletzt bei Gillian Flynn vor 2 (!) Jahren. Doch Jan Costin Wagners einfach formulierter und gerade dadurch so poetischer Stil, seine Liebe zu Finnland und zur Stille, seine Solidarität mit den Einsamen, den Melancholischen, den Verlorenen und vor allem sein Sinn für den Rhythmus der Sprache haben mich in „Eismond“, dem ersten Joentaa-Roman, überzeugt, und jetzt in „Das Licht in einem dunklen Haus“ begeistert.

Jan-Costin_Wagner-_Licht_dunklen_Haus

Ja, die Mordfälle, die sich im Lauf der Handlung quer durch Finnland fortsetzen, sind gut konstruiert. Der Fall eines Mörders, der um sein Opfer weint ist spannend. Das Ende ist meiner Meinung nach ein wenig arg schnell abgehandelt, doch das ist mir egal, denn um die akkurate Nacherzählung von Polizeiarbeit geht es in den Joentaa-Romanen (zum Glück) nicht. Es geht um die Stimmung, die erzeugt wird, und um das Ermittlerteam noch fast mehr als um den Fall.

Wer klassische Krimis liebt, wird mit Kimmo Joentaa möglicherweise weniger glücklich sein als ich es bin. Das Innenleben der Ermittler nimmt mehr Raum ein als die Action, Figuren werden in nur wenigen Sätzen zu Charakteren, über die man gleichzeitig wenig weiß und sie doch sofort wiedererkennt. Anstatt Prozeduralbeschreibungen gibt es wortkarge, oft schmerzhaft realistische Dialoge, die viel mehr über die handelnden Personen sagen als jede Beschreibung. Und genau deshalb sollte man sich von Jan Costin Wagner und seinen Romanen berühren lassen. Möglichst bald, möglichst viel.

Fazit:
Spannungsliteratur, im wahrsten Sinne des Wortes. Unbedingt lesen. Unbedingt. 

 

 

Arno Geiger - Alles über Sally

Arno Geiger: Alles über Sally – Kurzrezension

Meine lieben Leser, wie Ihr vielleicht  bemerkt habt, poste ich hier relativ unregelmäßig. Und leider auch immer seltener. Meistens deshalb, weil sich mein Traumbild von der Länge und Qualität eines Blogartikels irgendwie nicht mit meinem Zeitbudget in Einklang bringen lässt. Ende vom Lied: Kaum Postings. Möh. Aber das muss nicht sein. Deshalb hab ich mich entschlossen, auch kürzeren Meinungsschluckauf zu Büchern hier loszuwerden. Ohne großes Aufhebens, einfach ein paar empfehlende Zeilen. Zu Büchern, die ich mochte, versteht sich. Ist das in Eurem Sinne? Ja? Dann kann’s losgehen!

Arno Geiger: Alles über Sally

Inhalt: Die Ehe zwischen Sally und Alfred ist 30 Jahre alt, und obwohl die beiden einander mögen, hat sich eben das Alter und der Alltag eingeschlichen. Dem versucht Sally mal wieder zu entfliehen – mit einer Affäre mit dem Nachbarn Erik.

Warum lesen? Nicht die von weitgehender Ereignislosigkeit geprägte Handlung treibt den Leser an, sondern der Ehrfurcht einflößende Stil von Arno Geiger. So viel Einfühlungsvermögen, so präzise Beobachtungen, schön und oft auch amüsant verpackt, dass es eine Freude ist. Und obwohl ich das zweite Drittel des Buches und auch den  inneren Monolog von Alfred gegen Ende eher langatmig fand, habe ich danach das Buch zufrieden zugeschlagen und mit Sally und Alfred gehofft, dass sie es auch durch die nächste Krise wieder schaffen.

 Arno Geiger - Alles über Sally

 

Lesen und Helfen: Ärzte ohne Grenzen

Meine lieben Leser, heute geht es mal um eine größere Sache. So wie Ihr habe ich in den letzten Tagen die Berichterstattung über die Sturm/Flut-Katastrophe auf den Philippinen verfolgt. Ja, es gibt immer wieder Katastrophen wie diese, und zu sehr hat man sich schon an die Bilder gewöhnt.

Philippines-flash-floods--007

The Guardian

Kurzgeschichte zugunsten Ärzte ohne Grenzen
Diesmal möchte ich aber gerne aktiver helfen anstatt nur betroffen sein.
Deshalb habe ich mich entschlossen, eine eigene Spendenaktion zu starten:

„One Way Ticket“ ist eine Kurzgeschichte, die ich bisher nicht veröffentlicht habe. In ihr geht es um eine junge Frau, deren Pläne für ein neues Leben schon am ersten Tag so richtig aus dem Gleis geraten. Sie ist 10 Seiten lang.

Nun habe ich „One Way Ticket“ an Ärzte ohne Grenzen „gespendet“. Das heißt: Gegen eine Spende (egal wie klein) stelle ich die Story als Download zur Verfügung.

Wie genau das funktioniert?

Einfach dem Link hier auf meine Spendenpage folgen – dort erfahrt Ihr alles Weitere.

Ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn Ihr diese Aktion unterstützt. Wie?

Idealerweise mit einer Spende, egal wie klein oder groß

Darüber hinaus wäre es toll, wenn Ihr auch Freunde, Familie und Bekannte dafür gewinnen könntet bzw. dies hier weiterleitet. Vielen vielen Dank für Eure Mithilfe und alles Liebe von der Insel,

Ellen

 

 

 

 

Peter Henning: Ein deutscher Sommer

Kurzzusammenfassung:

16. bis 18. August 1988. Zwei heiße Sommertage, die Deutschland und seine Medien verändern. Während das „öffentliche“ Geiseldrama von Gladbeck das Land in Atem hält, erfahren die Leben von 7 Deutschen eine mehr oder große Wendung, die mehr oder weniger mit dem Geiseldrama in Verbindung steht oder vor dessen Kulisse stattfindet.

Weiterlesen

Für Immer Mein. Erste Infos zum zweiten Roman von Ellen Dunne.

Einen Roman zu schreiben dauert lange. Ihn zu veröffentlichen ewig. Zumindest subjektiv. 🙂 Doch ach, endlich: Während sich bald das Erscheinen meines ersten Romans „Wie du mir“  zum zweiten Mal jährt, sitzt nun auch mein Zweitling in den Startlöchern. Hier ein paar Fragen, die ich diesbezüglich schon von so einigen Lesern gestellt bekommen habe. Und die Antworten gleich mit dazu. Weiterlesen

Gillian Flynn: Gone Girl

Kurzzusammenfassung:

Am fünften Hochzeitstag des „all american couple“ Nick und Amy verschwindet die schöne junge Frau spurlos aus dem gemeinsamen Haus. Umgehend fällt der Verdacht auf Nick, dessen suspektes Benehmen auch nicht gerade zu seiner Entlastung beiträgt. Als dann ein Tagebuch der jungen Frau auftaucht, in dem ein weit düstereres Bild dieser Ehe gemalt wird als angenommen, kommt es zu einer regelrechten Medienhysterie. Was passierte mit der wunderbaren Amy? Und was sind Menschen einander anzutun in der Lage? Weiterlesen

Verlosung zu WIE DU MIR

Liebe Leser und Blogger schenken Lesefreude-Teilnehmer,

vielen Dank an alle, die den Weg zu diesem Blog und damit zu meiner Kurzgeschichte „Geständnisse – Eine Vorgeschichte zu WIE DU MIR“ gefunden haben. Eure Rückmeldung und Bewerbungen haben mich riesig gefreut!

Doch Gewinner/in kann es diesmal leider nur eine/n geben, deshalb war es Zeit für eine Verlosung. Alle Bewerber kamen in den Topf (mit Ausnahme derjenigen, die sich mehrfach eingetragen hatten, wie bei so vielen anderen Blogs auch – you know who you are).

Tja. Und diesen Namen hat der absolut unbestechliche Groda ausgespuckt:

Groda Verlosung

 

 

Claudia Schaper – Du hast gewonnen, herzlichen Glückwunsch! Bitte melde Dich innerhalb der nächsten drei Tage per E-Mail bei mir, damit ich Dir das Buch bald schicken kann.

Euch anderen kann ich nur danken fürs Mitmachen – bleibt mir und meinen Geschichten gewogen! Und vielen Dank auch noch einmal an die Geschichtenagentin und Pudelmuetzes Bücherwelten, die in den letzten Wochen und Monaten so viel Mühe und Energie in diese wahnsinnig erfolgreiche Aktion gesteckt haben. Hut ab, die Damen!

Alles Liebe und einen schönen Tag Euch allen,

Ellen

blogger_logo