Inspirierende Orte: Wien

Auf meiner facebook-Autorenseite hab ich es ja schon mal erwähnt: In meinem zweiten Roman kehren meine Romanhelden Irland vorübergehend den Rücken. Der größte Teil der Handlung spielt in Wien. Weil die Atmosphäre der österreichischen Hauptstadt einfach schön zu den Geschehnissen passt. Und weil ich Wien besonders inspirierend finde.

Das Wiener Tourismbüro wird mir wohl trotzdem keinen Blumenstrauß zum Dank schicken. Denn das Wien in meinem Roman ist jännergrau, düster, windig. Und kaaaalt! Klingt jetzt nach Berliner Winter? Sehr ähnlich. Nur mit einem Schuss dieses schön staubbeflockten Charmes, den es so nur in Wien gibt. Oder wo sonst heißen auch verkehrslärmende Durchzugsstraßen „Gasse“? Wo sonst wird man in der Straßenbahn mit „Bitte sich festzuhalten“ zur Eigenverantwortung aufgefordert, oder erhält selbst in modernsten U-Bahn-Stationen die schriftliche Weisung „Durchschreiten nur mit gültigem Fahrausweis“?

 

Reblaus-Schnitzel

Reblaus-Schnitzel

So sehr es sich manchmal zu stemmen scheint – die Moderne dringt auch nach Wien vor. Exotische Restaurants, sanierte Fassaden, organische Fair Trade Kinderkleidung. Finde ich auch gut und gehört ohnehin dazu. Trotzdem – wenn ich mal Lust auf das „echte Wien“ aus der Klischeekiste habe, halte ich mich an meine Eltern, die nicht so viel am Hut haben mit loungigen Bars und hip-en Lokalen. Zum Glück! Denn ein Schnitzel schmeckt eben immer noch am besten, wenn man es mit einem servilen „Bitteschön, Herr Medizinalrat“ aufgetragen wird, so wie in der Reblaus an der Taborstraße.

Und wen’s interessiert – hier sind meine ganz persönlichen Inspirationsplätze in Wien:

Hafnersteig, 1. Bezirk
Eine Treppe, die von der Griechengasse hinunter zum Schwedenplatz und zum Donaukanal führt. Eigentlich unscheinbar. Uneigentlich zauberhaft (siehe Bild).

Gustav und Franz, Karmelitermarkt, 2. Bezirk
Hier regiert König Nikotin noch ungehemmt. Wer eine Passivraucherlunge nicht scheut, der kann aber die „echten Wiener“ und ihre Hunderl beim (und unterm) Mittagstisch beobachten.

Augarten, 2. Bezirk
Geometrische Baumreihen, eingezogene Köpfe und ein dräuender alter Flakturm in der Mitte. Ein Winterspaziergang hier ist ein Muss für jeden nach grimmiger Atmosphäre dürstenden Schriftsteller.

Zentralfriedhof, 11. Bezirk
Hier wird der Tod geradezu fulminant gefeiert. Gerade die Gedenkstätten für unbekannte Wiener finde ich aber oft berührender als die zugegeben prachtvollen Mausoleen der Berühmten.

Kriminalmuseum Wien, 2. Bezirk
Aus diesem Gemäuer ging ich nicht nur mit einer Erstidee für einen Roman (der vorerst noch in meinem Hinterkopf gärt) sondern auch mit Bildern für eine sehr unruhige Nacht. Seid also gewarnt.

Wenn ich mir das so ansehe, sind meine Tipps ganz schön morbid. Aber war ja klar, oder? Bin auch als Autorin eher mordlustig …

 

Hafnersteig, Wien

Hafnersteig, Wien

6 Kommentare
  1. Tina
    Tina sagte:

    Das ist ja nicht nett so neugierig zu machen – ich will jetzt endlich was lesen 🙂 Aber Wien ist schon eine klasse Kulisse. Passend zu deinen Tipps kann ich noch das Bestattermuseum Wien empfehlen – da gibts für mordlüsterne Autorinnen auch bestimmt ein paar nette Anregungen. Mich hats seinerzeit jedenfalls ziemlich beeindruckt.
    http://www.bestattungsmuseum.at/

    LG
    Tina

    • Ellen Dunne
      Ellen Dunne sagte:

      Oh – super, danke für den Tipp! Haha, das sieht mir ja wirklich sehr inspirierend aus. Nächstes Mal geht es dort hin! Sieht aus, als wärst du selbst eine Wien-Kennerin, liebe Tina! Wann warst du denn dort?

  2. Tina
    Tina sagte:

    Das ist schon ziemlich lange her 🙂 1992 oder so und Zentralfriedhof, Bestattermuseum und so weiter gehörte damals zum Pflichtprogramm weil das ganze eine Studienfahrt (heisst das so, wenn man so eine Tour dann von der Steuer absetzen kann??) war.

    • Ellen Dunne
      Ellen Dunne sagte:

      Ach, eine interessante, aber morbide Studienfahrt. 😉 In Wien hat sich so einiges getan inzwischen, einen Besuch zum Vergleich kann ich dir nur empfehlen.

  3. Tina
    Tina sagte:

    Morbide von Berufs wegen *gg* Ich habe damals und noch eine ganze Zeit danach in einem Bestattungsinstitut gearbeitet – da lief das unter Fortbildung 🙂 Wien würde mich auf jeden Fall nochmal reizen…

    • Ellen Dunne
      Ellen Dunne sagte:

      Ach, tatsächlich? Na dann hast du ja schon so einige Sachen gesehen, liebe Tina. Dann war Wien tatsächlich eine Art „Studienreise“. Drücke die Daumen, dass es klappt mit einer Wiederholung!

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