I Hear the Sirens in the Street, Adrian McKinty

Adrian McKinty: Die Sirenen von Belfast

Kurzzusammenfassung: 
Detective Inspector Seán Duffy ist ein katholischer Kriminalpolizist in den frühen 80ern in Belfast. Als wäre das allein nicht schon genug Ärger, taucht ein in einen Koffer gestopfter Torso eines amerikanischen Touristen auf. Erste Ermittlungserfolge verlaufen rasch im Sand, und es sieht nach einem weiteren ungeklärten Mordfall aus. Doch Inspector Duffy nimmt das nicht so schnell hin …

Meine Meinung:
Also von Natur aus bin ich ja kein Ermittler-Fangirl. Die erscheinen mir oft alle irgendwie gleich. Doch zwei Ausnahmen gibt es: Jackson Brodie aus den hervorragenden Romanen von Kate Atkinson. Und Seán Duffy aus Belfast. Dabei trinkt der natürlich wie ein Loch. Ist immer ein wenig zu sehr auf seinen Stil bedacht. Und auf die Frauen. Es sei denn, er ist mit ihnen in einer Beziehung. Da wird dann alles ganz schwierig und zum Scheitern verdammt. Aber Seán liest auch viel. Und hat immer eine Antwort, wenn sein Boss mal wieder beim Kreuzworträtsel hängt. Und er hat Rückgrat. Also gut, ich geb’s zu – ich bin ein Fangirl von Seán Duffy.
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Und von Adrian McKinty’s Stil. Er beschreibt die fast schon erstickend düstere Atmosphäre im Belfast der 80er mit knappen, oft fast poetischen Worten, die für mich an Spannung jede Handlung übertreffen. Gut, ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich eine Anhängerin nordirischer Geschichten bin. Aber. So gut rübergebracht wie von McKinty sind sie selten. Außerdem mag ich den lakonischen, oft rabenschwarzen Humor, der trotz der so hoffnungslos tragischen Situation, in der sich die Stadt zu der damaligen Zeit befand, durchschlägt. Eben ganz Belfast.

Tja, und was ist nun mit dem Fall? Der steht, schon wie beim Vorgänger Der katholische Bulle (empfehle ich ebenfalls!) im Hintergrund der Atmosphäre. Trotzdem fand ich ihn interessant und war mir bis zum Schluss unsicher, wer denn nun und was denn nun. Und wie immer sind die Antworten in Duffys Fällen keine einfachen. Dafür begegnen wir „so nebenbei“ einer der großen Wirtschaftshoffnungen (und später Skandale) Belfasts – den DeLorean-Werken. „Zurück in die Zukunft“-Fans haben also auch was von der Lektüre.

Fazit:
I LOVE SEÀN DUFFY. Und seine Geschichten. Ich hoffe, ich begegne ihm noch oft.  Dicke Empfehlung für alle, die gerne stilistisch gute, atmosphärisch dichte und schwarzhumorige Stories von der Insel lesen.

Hinweis: Diese Rezension bezieht sich auf die englische Originalausgabe. Doch was man hört, soll die Übersetzung von Peter Torberg sehr gut sein.

I Hear the Sirens in the Street, Adrian McKinty

Ein paar Tage Licht

Kurzrezension: Ein paar Tage Licht

Inhalt

Ein deutscher Rüstungsmanager wird in Algerien entführt. Der Verdacht fällt sofort auf Al Quaida nahe stehenden Gruppierungen. Doch der in Algier stationierte Kriminalpolizist Ralf Ely stellt Fragen – und stößt auf eine Menge Ungereimtheiten. Mit tödlichen Folgen.

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Warum lesen?

Komplex, realistisch und richtig richtig gut. Oliver Bottini hat sich mal wieder als einer meiner liebsten deutschen Autoren bewiesen. So wie schon „Der kalte Traum“ ist „Ein paar Tage Licht“ ein politisch brisantes und (soweit ich beurteilen kann) extrem gut recherchiertes Buch über die Verstrickungen der deutschen Rüstungsindustrie mit der politisch fragilen Lage in Algerien, Afrikas größtem Staat.

Wer einfach nur entspannen will, wird mit dem Buch weniger Freude haben, denn es wimmelt von Namen, Hintergründen, Abkürzungen (40 Seiten Glossar!), was Ansprüche an die Konzentration stellt. Wer so etwas schätzt bzw. es tolerieren kann, auch mal eine Weile verwirrt zu sein, der hat eine sehr mitreißende, tragische und spannende Geschichte vor sich, die mit sprachlichem und inhaltlichem Niveau unterhält. Was kann es besseres geben?

PS: Vielen lieben Dank an Sonja vom wunderbaren Blog Zeilenkino für dieses Lesevergnügen!

 

Christos Tsiolkas: The Slap – Nur eine Ohrfeige

Kurzzusammenfassung:

Ein sonniger Nachmittag in Melbournes Suburbia. Während der Gartenparty des erfolgreichen Mittelstands-Paares Hector und Aisha benimmt sich der 3jährige Hugo unmöglich – bis ihn Harry, der Cousin des Gastgebers, mit einer Ohrfeige diszipliniert. Zum Horror von Hugos Eltern. Der Roman verfolgt die anschließenden Ereignisse aus der Perspektive 8 anwesender Beteiligter und Beobachter. 

Christos

Meine Meinung:

Dieses Buch war Ende der 00er Jahre ein riesiger Hit im englischsprachigen Raum. Während die Folgen der Ohrfeige für den ungezogenen Hugo immer tiefere Gräben durch den anwesenden Familien- und Freundeskreis zieht, erhält der Leser tiefe Einblicke in das Seelenleben der acht Protagonisten. Und es ist wahrlich kein schöner Anblick. 

Denn in Tsolkias‘ Gesellschaftsroman strotzt es geradezu vor Betrug, Drogen, Sex und kaputten Beziehungen. Das australische Suburbia als Horrorladen der menschlichen Probleme.
Nach Anlaufschwierigkeiten über die ersten Seiten konnte ich das Buch tatsächlich kaum zur Seite legen, so sehr interessierte ich mich für die verschiedenen Charaktere und ihre Geschichten. Das zentrale Ereignis wirkt als Katalysator für versteckte Ressentiments zwischen Einwanderern und „Ur-Australiern“, zwischen gut situierter Mittelschicht und jenen am unteren Rand. Am Schluss bleibt der große Knall wie so oft im Leben aus; die Verlierer werden ausgestoßen, die Reihen der anderen schließen sich wieder. Die Vorstadt-Karawane zieht – geschwächt aber doch – weiter.
Was mir persönlich etwas unangenehm aufstieß war die durchgehend sehr vulgäre Ausdrucksweise rund ums Thema Sex, egal welche Perspektive. Vielleicht bin ich ja naiv-konservativ, aber das fand ich nicht nur unnötig, sondern auch aufgesetzt, denn die Perspektive war sehr nah an den Protagonisten gehalten, und dass vom Teenager über die distinguierte Ärztin bis hin zum griechischen Einwanderer-Opa alle von ‚cocks‘ und ‚tits‘ reden … naja. Darüber hinaus schien jede der Personen am laufenden Band mit Drogen zu tun zu haben, was für mich ebenfalls nach einer Weile unrealistisch wirkte.
Fazit: Wer sich für die australische Gesellschaft, zwiespältige moralische Themen und gute Charakterzeichnungen begeistern kann, ist mit „Nur eine Ohrfeige“ gut bedient. Ich fühlte mich gut doch mit Anspruch unterhalten.
Tipp für Leseunfreudige: Es gibt übrigens auch eine 8teilige Fernsehserie desselben Namens.
PS: Diese Rezension bezieht sich auf die englische Originalausgabe des Romans.