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Thomas Glavinic: Das größere Wunder

Kurzzusammenfassung:

Jonas ist Tourist in einer Todeszone, er nimmt an einer Expedition zum Gipfel des Mount Everest teil. Während des qualvollen Aufstiegs hängt er seinen Erinnerungen nach. An seine wilde Kindheit, an das grausame Schicksal seines Bruders Mike, an seine endlosen Reisen nach Havanna, Tokio, Jerusalem und Oslo. Und schließlich an die magische Begegnung mit Marie, seiner großen Liebe, die sein ganzes Leben verändert. (Quelle: Website T. Glavinic)

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Meine Meinung:

Nach dem einzigartig unterhaltsamen Das bin doch ich war Das größere Wunder mein zweiter Glavinic-Roman. Und für das fantastische, geradezu märchenhaft angehauchte „Wunder“ brauchte ich nach dem satirisch-autobiografisch gehaltenen Roman über Schriftstellerambitionen schon etwa 100 Seiten als Umgewöhnungsphase. Jonas und sein geradezu sagenhaftes, finanziell sorgenfreies doch von regelmäßigen Tragödien überschattetes Leben, das er im Rahmen seiner Besteigung des Mt. Everest erzählt, ist sehr ausführlich beschrieben, aber vieles bleibt vollkommen ungeklärt. So ist Jonas eine Art Wunderkind von kleinauf, obwohl seine Mutter Alkoholikerin ist; er wird von einem unermesslich reichen Mafioso-Opa adoptiert; er spricht fast alle Sprachen dieser Welt; er trotzt jeder selbst heraufbeschworenen Gefahr und körperlichen Unbilden – alles ohne nur den Versuch einer plausiblen Erklärung. Nur wenn man diese Lücken akzeptieren kann, kann man das Buch auch genießen.

Und das habe ich! Auch wenn ich mich anfangs ein wenig schwer tat mit Jonas‘ Welt und seiner Suche nach dem Sinn des Lebens  – danach konnte und konnte ich nicht aufhören zu lesen. Vor allem über die letzten 200 Seiten habe ich in einem Rutsch durchgelesen (dem Himmel sei Dank für Langestreckenflüge ;)) und war fasziniert von der Beschreibung der letzten Tage von Jonas‘ Sturm auf den Gipfel des Mt. Everest, unterbrochen immer wieder von den Gedanken an seine verlorene große Liebe Marie. So intensiv, so mitreißend – ich konnte mich plötzlich so gut mit Jonas, der sonst oft nicht so mein Fall war, identifizieren, es schmerzte. Und dass am Ende nach all der Tragik ein versöhnlich-märchenhaftes Ende wartet, fand ich nur konsequent. Immerhin ist Das größere Wunder auch nicht von dieser Welt. Im besten Sinne des Wortes.

Fazit:

Sehr empfehlenswerter Entwicklungsroman mit vielen fantastischen Elementen sowie Einsichten zur Liebe, der Freiheit – und darüber, was ein sinnvolles Leben ausmacht.