Friedrich Ani: German Angst
Kurzzusammenfassung:
(Hinweis: Text von der Droemer Knaur – Website) Christoph Arano, vor über 30 Jahren als Kind aus Nigeria nach Deutschland gekommen und Mitinhaber einer kleinen Installationsfirma, kommt mit seiner Tochter Lucy nicht mehr klar: Seit dem Tod ihrer Mutter wird das Strafregister der Vierzehnjährigen ständig länger. Da entführt eine rechtsradikale Gruppe die deutsche Verlobte Aranos, Natalia Horn, um die sofortige Abschiebung von Vater und Tochter zu erzwingen.
Die Diskussion um die erpresste Ausreise spaltet Polizei, Justiz und Öffentlichkeit in zwei Lager, ein Medienrummel ohnegleichen mobilisiert die Bevölkerung. Auf der Strecke bleiben Anstand, Vernunft und Menschenwürde, und Natalias Suche nach der absoluten Liebe nimmt ein jähes Ende.
Meine Meinung:
Friedrich Ani raubt mir echt den Atem. 18 Kriminalromane rund um den esoterisch-schräg-beschädigten Ermittler Tabor Süden gibt es inzwischen. Dies ist erst Nummer 2, doch die Wucht der Tragödien darin haben mir am Ende die Tränen in die Augen getrieben. Was für ein fantastischer Beobachter der schmutzigen Winkel der heilen, gut situierten Münchner Welt.
Die Wut und die Verlorenheit des ewig fremden „Ausländers“, die Zerstörungskraft eines aus den Fugen geratenen Rechtsempfindens und was es mit dem Leben Einzelner anrichtet, werden hier zwar zugespitzt dargestellt, doch zu keiner Sekunde hatte ich das Gefühl, dass diese Geschichte so nicht passieren könnte. Kunststück. Sie wurde ja nach dem – wer erinnert sich noch? – „Fall Mehmet“ Ende der 90er konstruiert. Wie schon beim ersten Süden-Roman agieren bei „German Angst“ eine große, aber nicht unübersichtliche Anzahl von Charakteren, und wie immer regieren der Zwiespalt und das Schweigen das Spielfeld.
Es gibt keine einfachen Antworten und keine Gerechtigkeit, die den endgültigen Sieg davonträgt. Und Ani ist ein Freund des Details, der nüchternen Wiedergabe von Vorgängen. Alles andere wäre auch zu viel der Emotion. Freunde von actionreicher, blutiger Spannung werden Friedrich Ani garantiert langweilig finden. Doch nach diesem beklemmenden und in meinen Augen noch immer hochaktuellen Meisterstück habe ich endlich eine Antwort darauf, sollte mich mal wieder jemand nach meinem liebsten deutschsprachigen Krimiautor fragen …
Fazit: Ein fantastischer, faszinierender und oft atemberaubend düsterer Krimi für Leser, die Spannung aus widersprüchlichen Charakteren, unlösbaren Dilemmata und den ungesagten Dingen schöpfen.