Irland und der Regenschirm

Regenschirme sind das wichtigste Accessoire auf der grünen Insel, unverzichtbarer Begleiter sowohl für Einheimische als auch Besucher. Möchte man meinen. Doch als gelernte Irin kann ich Euch nur einen Tipp geben: Vergesst ihn, lasst ihn zuhause, spart den Platz im Koffer  für wirklich Sinnvolles, wie Bieruntersetzer, Leprechaun-Hüte und Schneekugeln mit Shamrock-Blättern.

Irischer Regen, Typ "Serienkiller"

Irischer Regen, Typ „Serienkiller“

Denn Regen in Irland ist definitiv nicht das, was es in meinem früheren, kontinentaleuropäischen Leben war. Hier mal meine persönliche Typologie von irischem Regen:

Typ Irisches Hammam 
Besonders hinterlistige Variante, gern gesehen in den Herbst- und Wintermonaten sowie an dunstigen Sommertagen. Anstatt wie normaler Regen von oben nach unten zu fallen, verharren die mikrofeinen Tröpfchen einfach in der Luft und schweben ein wenig durch die Gegend bevor sie am nächstbesten Objekt, Mensch oder Tier kondensieren. Das fühlt sich ein wenig an wie ein Türkisches Dampfbad – abzüglich 40 Grad Celsius. Man registriert erst, dass es regnet, wenn man schon nass ist.

Typ Kuschelweich
Schon mal von einem „soft day“ gehört? Nein? Einmal in Irland, wird sich das bald ändern. Denn tatsächlich – diese Art von Regen ist fein, leicht und fühlt sich an, als würde man sich einen Schleier über das Gesicht ziehen. Schirm aufspannen? Zwecklos. Denn diese feinen Tröpfchen werden zum Spielball auch des lauesten Lüftchens. Und Regen geht in Irland meist auch mit Wind einher. Oder schlimmer. (siehe  Typ „Serienkiller“)

Typ Diva
Immer und überall möglich. Im irischen Wetterbericht wird er oft als „Spell of rain“ bezeichnet oder auch einfach als Schauer. Aber das launische irische Klima entlockt auch ganz alltäglichen Typen wie dem gemeinen Schauer neue Spielarten. Zum Beispiel, wenn man bei Sonnenschein in den Supermarkt ins Kino geht und 90 Minuten später auch bei strahlender Sonne wieder rausgeht – nur sind jetzt alle Straßen nass. Irische Schauer sind oft ultrakurz, unvorhersehbar und meist wieder vorbei, bis man den eigenen Regenschirm überhaupt lokalisiert und aufgespannt hat. Achtung: Die Diva tröpfelt übrigens auch gerne mal bei blauem Himmel und verschwindet dann wieder in das Nichts, aus dem sie gekommen ist…

Typ Serienkiller
Er ist schwer. Er ist nass. Und er hat seinen psychopathischen Cousin im Schlepptau – den Sturm. Wer erinnert sich nicht an die Geschichte vom fliegenden Robert aus den Wilhelm-Busch-Büchern? Nirgendwo erscheint die Gefahr so real wie bei einem Spaziergang am Meer. Die ersten Opfer sind jedoch weniger die Besitzer als die Regenschirme selbst. Und so bietet jeder stürmische Regentag dasselbe traurige Bild: verstümmelte, verdrehte, zerfetzte Regenschirmleichen, wohin das Auge blickt.Wenn Euch das Leben Eures Schirms also lieb ist – lasst ihn zu Hause.

Wie also umgehen mit den feuchten Geschenken des irischen Himmels?

Einfach machen wie die Iren – Mütze auf (optional), Kopf einziehen, und im Gallopp zum nächsten Hauseingang. In 5 Minuten ist der Spuk vorbei. Und wenn’s mal wieder länger dauert: Das nächste Pub ist sicher gleich um die Ecke.

 

 

4 Kommentare
  1. Nic
    Nic sagte:

    Du hast einen vergessen, die kurze Dusche…

    Ich erinnere mich noch genau, wir wollten nur Fish & Chips beim örtlichen Chipper holen.

    3 Minuten Fußweg, hin war alles kein Problem, warten auf die Fish & Chips immer noch sonnig. Kaum aus der Tür des Chippers und es geht los, an unserer Haustür angekommen hört der Regen auf, aber wir und unser Abendessen sind triefend nass.

    • Ellen Dunne
      Ellen Dunne sagte:

      Haha – sozusagen die bösartige Form der launischen Diva. Stimmt! Na, das wird euch in Kalifornien ja nicht mehr passieren … 😉

  2. Andrea
    Andrea sagte:

    Wie wahr, wie wahr. Vermisse die Kürze, Heftigkeit und Launen des irischen Regen irgendwie, bei uns hier gibt’s ja nur tag(e)langen Regen oder keinen Regen.

    • Ellen Dunne
      Ellen Dunne sagte:

      Ja, ich mag das Launische daran auch. Obwohl, ein paar schöne Tage ohne Regen, das wär mal wieder was … hoffe, euch geht’s gut! 🙂

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